Wegmarke 8

GANZJÄHRIGE    ORIENTIERUNGSLAUFBAHN

Am Fuße der Burg und des Dorfs Hautpoul fließt die Arnette. Seit Menschengedenken wird der Fluß genutzt, um die Getreidemühlen anzutreiben, die noch in der Ortsnamenkunde belegt sind: die Mühle Maurel, die Mühle der Oule. Der undankbare Boden und das bergige Gelände begünstigen die Landwirtschaft nicht. Die Einwohner von Hautpoul brauchen zusätzliche Einnahmen; diese finden sie in der Wollverarbeitung. Das Wasser  der Arnette eignet sich zum Waschen der Schaffelle und liefert die Antriebskraft für die Walkmaschinen. Am Ende der Schlucht begünstigt die Textilherstellung die Ausbreitung des Weilers, der später zu Mazamet wird.

Zum Protestantismus bekehrt, für die Qualität ihrer Arbeit bekannt, stolz auf den Erfolg ihres Ortes, werden die Mazamétains Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts die industrielle Revolution vorbereiten und erfolgreich umsetzen. Die Fabriken siedeln sich talaufwärts an, auf der Suche nach Wasserfällen, an denen die Wasserräder und später die Turbinen installiert werden können. Man zählt 25 Fabriken auf 4 Kilometer des Flusslaufs zwischen dem Wohnviertel La Resse in Mazamet und der Mühle Maurel. Noch andere immer höher.

Nach 1851 taucht eine neue Aktivität auf, die sich schnell entwickelt, zum Nachteil der traditionellen Textilindustrie. Das ist das Enthaaren der von der Südhalbkugel importierten Schafsfelle. Hierbei wird Mazamet zum ersten Weltzentrum. Bis Ende des 20. Jahrhunderts hängt das gesamte örtliche Leben davon ab. Heutzutage ist die Enthaarungsindustrie verschwunden. Am Fuße der Burg Hautpoul wurde eine ehemalige Fabrik in ein Museum für Holzspielzeug umgewandelt; eine andere sammelt, klassifiziert und exportiert französische Felle. Einige Unternehmen in Mazamet und Aussillon widmen sich noch der Woll- und Lederverarbeitung der Premiumqualität.

Lesen sie das Buch von Rémy Cazals « Mazamet l’industrielle, un demi-siècle d’exploration urbaine » 2020. Mit über 400 Fotos illustriert, mit Link zu einem Film über die ursprüngliche Verarbeitung der  Schafsfelle und -wolle.

Die Überreste des Turms  des „Trompetenschlosses“,  im Mittelalter als Ausguck der Festung Hautpoul , sind noch sichtbar und überragen die Schluchten der Arnette. Eine Abfolge von Felswänden und steilen, mit Laubwäldern (Eichen, Kastanien) bedeckten Hängen, an deren Fuß der Fluß seinen Lauf eingegraben hat,  um ein halb reißender Wasserlauf zu werden.  Tauchenten, Eisvögel und Bachstelzen sind die am häufigsten anzutreffenden Arten entlang des Flusses.

Die steilen Hänge und Hochebenen sind die Domäne des Schlangenadlers, eines Raubvogels, der in diesem Gebiet brütet. Der Reichtum der Umgebung an Reptilien bleibt das wesentliche Merkmal, das die Anwesenheit dieses Greifvogels mit exklusiver Ernährung bedingt: Vipern (Aspisvipern), Blindschleichen, Nattern (grüne und gelbe, Äskulapnattern), Eidechsen sind in diesem Gebiet zahlreich  vertreten.

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N 43° 28’ 27,47’’ E 2° 22’ 57,94’’